Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus auf dem Zentralfriedhof 27. Januar 2023

Überall in Deutschland haben tausende Menschen an die Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ wurde erstmals 1996 in Deutschland eingeführt und findet seitdem jedes Jahr am 27. Januar statt. Dieses Jahr zum 78. Mal. In Ibbenbüren wurde der Gedenktag von Schülerinnen und Schüler der Ibbenbürener Schulen gemeinsam gestaltet. Initiatoren des Gedenktages in Ibbenbüren war das Projekt Geschichte vor Ort, zu denen Bildungspartner NRW, das Kompetenzzentrum Steinfurt und Münster und die Stadtbücherei Ibbenbüren gehören.

Gestartet wurde um 10:30 Uhr auf dem Zentralfriedhof in Ibbenbüren.  Zu den rund hundert Anwesenden gehörten Lehrerkräfte und Schülerinnen und Schüler aller Ibbenbürener Schulen und aus Mettingen, Ratsmitglieder und Politiker:innen sowie der Schirmherr Bürgermeister Dr. Schrameyer.

Zum Auftakt spielte das Streichorchester des Goethe-Gymnasiums ein Musikstück Dietrich Bonhoeffers aus dem Jahre 1944. Bekannt sind die Worte aus den letzten Zeilen des Gedichtes „Von guten Mächten treu und still umgeben“:

„ Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer hielt nach dem hoffnungsfrohen Stück Bonhoeffers eine bewegende Rede über die Vergangenheit und unserer Verantwortung und mahnte, mit einem Zitat von Roman Herzog, dass sich Vergangenheit nicht wiederholen dürfe. Wörtlich zitierte er „Ohne Erinnerung gibt es weder Überwindung des Bösen noch Lehren für die Zukunft.“

Das weitere Programm und der Ablauf wurde von den anwesenden Schulen mit Beiträgen zur Erinnerung an diesen Tag gestaltet.

Die Janusz-Korczak-Schule hat eine Gedenkplatte in Auftrag gegeben, die an den polnischen Kinderbuchautor jüdischer Abstammung und Namensgeber der Schule erinnerte, der im Vernichtungslager Treblinka 1942 ermordet wurde. Eine Gruppe von Schülerinnen und Schüler der Janusz-Korczak-Schule legten  selbst gefertigten Lampions vor der Kapelle nieder.

Drei Schülerinnen der Kardinal-von-Galen-Schule aus Mettingen steuerten mit dem Thema Euthanasie einen bewegenden Beitrag bei, und erinnerten an den Namensgeber ihrer Schule, den damaligen Bischof von Münster, als Menschen, der sich zu seiner gefährlichen Zeit mutig für die Menschenrechte Behinderter einsetzte.

Die Erna-de-Vries-Gesamtschule hatte erst letztes Jahr eine feierliche Namensänderung in Gedenken an die Jüdin und Holocaustüberlebende Erna de Vries. Dem trugen sie in ihrem Wortbeitrag mit dem Schwerpunkt Antisemitismus Rechnung. Ein Wortbeitrag wurde von Niklas Rudnik gehalten.

Das Joh.-Kepler-Gymnasium präsentierte eine Installation, die unterlegt war mit einer Tonbandaufnahme. Der Aufnahme waren verschiedene  Stereotype von jüdischen Mitmenschen zu entnehmen.  Die gesamte Installation und Performance der Schülerinnen und Schüler – die Tonbandaufnahme wurde mit einem lauten „Stopp“ der Schülerinnen und Schüler unterbrochen – sollten aufzeigen, dass jüdische Menschen genauso sind wie alle anderen. Diese eindrucksvolle Präsentation entstand während der Projekttage, an dem die Q1 Jahrgangsstufe sich mit dem Thema „Antisemitismus heute“ beschäftigt haben und sorgte für nachdenkliche Stille unter den Anwesenden.

Im Anschluss daran, bildeten alle Anwesenden auf dem Friedhof eine Menschenkette und es folgte eine Schweigeminute, die zeitgleich auch in den Ibbenbürener Schulen stattfand. Das Lied „Imagine“ von John Lennon beendete die Veranstaltung.

Zum Gedenken wurden von den Schülerinnen und Schülern Rosen und Gedenkkerzen niedergelegt. Nach einer zentralen Schweigeminute, die auch zeitgleich in allen Ibbenbürer Schulen durchgeführt wurde, bildeten die Anwesenden eine Menschenkette vom Jüdischen Friedhof zu den Kriebsgräbern.

Mit ihrem ersten gemeinsamen Gedenktag in Ibbenbüren haben die beteiligten Schulen, die Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer ein starkes Zeichen gesetzt.

Das Verbundprojekt Geschichte vor Ort ist ein gefördertes OPENION Projekt mit der Anne-Frank-Realschule, der Gemeinschaftshauptschule, der Erna-de-Vries-Gesamtschule, dem Joh.-Kepler-Gymnasium, dem Goethe-Gymnasium, der Roncalli Realschule und der Janusz-Korczak-Förderschule.